Erich Pröll’s Wyoming Mustangs
Dies ist die Geschichte von fünf nordamerikanischen Wildpferden, die erstmals von einem Österreicher vom amerikanischen Staat erworben wurden und 2012 und 2013 nach Österreich kamen.
Mustangs, eine amerikanische Legende – „the spirit of wild west“, Symbol für Freiheit, Schnelligkeit, Mut und Ausdauer. Vor rund 500 Jahren kamen sie aus Europa – mit Columbus, den Konquistatoren und den ersten Siedlern. Vorwiegend spanische Pferde, Andalusier, Berber, Araber, später auch englische Vollblüter, russische und schwere holländische Kaltblüter. Viele entkamen und vermehrten sich, bis um 1700 mehrere millionen Pferde den Westen Nordamerikas besiedelten. Sie wurden, ähnlich wie es den Bisons erging, gnadenlos abgeschossen.
1971 stellte ein Gesetz die Mustangs unter Schutz. Die „Legenden des Wilden Westens“, die Tiere, die die Besiedelung Nordamerikas entscheidend ermöglicht haben, sollten in Zukunft weiter in der Wildnis leben dürfen, auf staatlichem Gebiet in verschiedenen Staaten des Westens. Ihre Zahl nimmt jährlich um 15% bis 20% zu und die Überpopulation wird vom BLM, dem Bureau of Land Management, dem amerikanischen Innenministerium, kontrolliert und geregelt. Unter dieser Regelung der Überpopulation versteht man das Einfangen von Wildpferden, dem Round Up oder Gathering. Erich Pröll durfte mehrmals bei einem Round Up dabei sein.
Die Mustangs werden zuerst in den Pflegestellen des BLM gehalten, geimpft, veterinärmedizinisch kontrolliert und behandelt und – was ganz entscheidend ist – sie bekommen einen „freeze-brand“ unter der Mähne am linken Hals. Damit sind sie als Eigentum des amerikanischen Staates gekennzeichnet und ihre Herkunft und ihr Alter kann ihr Leben lang abgelesen werden. Wenn sie von speziellen Trainern, wie Steve Mantle, in der sanften „natural horsemenship method“ halfterführig trainiert worden sind, dann kommen sie zur Adoption. Dies ist ausschließlich Amerikanern vorbehalten, die sie für ihre Ranches adoptieren können. Die so erworbenen Pferde werden vom BLM laufend kontrolliert, bis der Rancher das „Certificate“ bekommt und das Pferd in seinen Besitz übergeht. Das kann auch bis zu drei Jahre dauern; Mindestzeit ist jedenfalls ein Jahr. Es war somit für Nicht-Amerikaner auch nicht möglich, frisch gefangene, noch nicht „gebrochene“ und zugerittene Mustangs zu adoptieren und vom Staat zu erwerben, da sie im Ausland nicht kontrolliert werden können. Die Gefahr, dass sie in großen Mengen zu Hundefutter verarbeitet werden, ist groß und dies ist in der Vergangenheit auch häufig geschehen, sogar eigene Schlachthäuser wurden dafür errichtet.
Der Oberösterreicher Erich Pröll beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Pferden, züchtet und trainiert Westernpferde, wie Quarter- und Painthorses und bemüht sich seit fast zehn Jahren, frisch gefangene, junge, nicht trainierte oder ausgebildete Mustangs vom amerikanischen Staat (BLM) zu adoptieren und zu erwerben. Der Sinn dahinter ist, dass die jungen Pferde nicht „gebrochen“ werden, keine negativen Erfahrungen machen, denn eine harte, ungerechte Behandlung merkt sich ein Mustang ein Leben lang. Für Erich Pröll ist es wichtig, dass er selbst die Pferde trainieren kann und dass sie zu vertrauensvollen Freunden für ein Pferdeleben lang werden. In einem Gespräch mit dem weltbekannten horsemen Monty Roberts („Der mit dem Pferd spricht“) meinte dieser auf die Frage: „Ob man mit einem Mustang zugleich auch ein großes Problem adoptiert?“ Oh yes, a big problem, when you don´t do it right – but when you make it right – you will have the best friend for ever”. Auch Jean Claude Dysli, der die ersten Westernpferde in den 60er Jahren nach Europa brachte, erzählte Pröll viel von seinen Erfahrungen, die er mit Mustangs machte und bestärkte Pröll, dieses großartige Vorhaben zu verwirklichen. Ein für immer prägendes Ereignis war jedoch die einzigartige Begegnung mit dem betagten Tom Dorance, dem Begründer der modernen, sanften Pferdeausbildung, dem „Gott der Pferdeflüsterer“, auf seiner Ranch in Gilroy, südlich von San Francisco. Hier erfuhr Erich Pröll viel über das Wesen der Pferde und besonders über Mustangs.
Die Genehmigung, einen jungen Mustang zu adoptieren schien unmöglich und die administrativen Hürden unüberwindbar. Ende 2010 wurde es durch glückliche Umstände, durch besondere Kontakte zu wichtigen offiziellen Stellen möglich, als angeblich erster (lt BLM) Nicht-Amerikaner „untoucht Mustangs“ direkt vom amerikanischen Staat zu adoptieren und den „Titel“ zu erwerden.
Ende April 2011 war es dann soweit und Erich Pröll konnte vom BLM Rock Springs – Wyoming, zuerst einen jungen Hengst und eine Stute und später eine weitere junge Stute adoptieren und erwerben.
Die drei wunderbaren Pferde kamen zu einer Ranch nahe der Rocky Mountains, wo sie für ein Jahr bleiben mussten, damit die richtige Haltung, die medizinische Versorgung und das Training jederzeit vom BLM kontrolliert werden können. Erich Pröll flog alle zwei Monate nach Wyoming und trainiert seine jungen Mustangs. Er wurde von Jutta Anna Wirth mit der Kamera begleitet, um eine große, umfangreiche TV-Dokumentation zu produzieren.
Unmittelbar nach der Adoption konnte Erich Pröll seine jungen Mustangs unter Anleitung des erfahrensten Mustang-Trainers, Steve Mantle in Wyoming trainieren.
Zwei Monate später reiste Erich Pröll mit Freunden nach Wyoming. Tom Arthofer und Kerstin Brein, hervorragende Pferdetrainer, die mithalfen, die jungen Mustangs weiter auszubilden. Ziel war es, den jungen Pferden möglichst viel zu zeigen, die verschiedensten Situationen auszuloten und müheloses Verladen in den Hänger zu üben. Ab ging es zu den Rocky Mountains und hier waren die jungen Wildpferde erstmals mit einer Autofahrt über unwegsames Gelände konfrontiert, sie sahen erstmals in ihrem Leben hohe Bäume, einen Wald, rauschende Bäche, Felswände und Schluchten, gingen erstmals durch bauchtiefes Wasser und durch Sumpfgebiete und erreichten Bergkämme in 3500 Metern Höhe. Auf Mustangs wurde geritten und die jungen Mustangs liefen an der Leine mit. Die beste Ausbildung für diese Jungpferde, die einmal ruhige, menschenfreundliche, prächtige Pferde werden sollen. Die drei Mustangs haben viel in dieser Zeit gelernt und sehr rasch liefen sie „ihrem Menschen“ überall hin nach, wie Hunde. Wie man Injektionen verabreicht oder Blut abnimmt wurde spielerisch geübt, das darf ihnen nichts ausmachen. Auch große Planen, die ihnen über den Körper gezogen werden, Plastiksäcke die vor dem Kopf hin und her sausen und viele derartige Übungen sind wichtig, um ein nervenstarkes Pferd zu bekommen. Dies alles ist mit Mustangs nicht ganz einfach, aber wenn es einmal klappt, dann hat man das beste Pferd, das man sich wünschen kann. Einen Freund, ein Pferdeleben lang.
Eine Besonderheit in der Mustang-Ausbildung gibt es in Riverton. Im staatlichen Gefängnis bekommen Sträflinge die Chance, Mustangs auszubilden. Diebe und Schwerverbrecher, rund 300 Gefangene haben die Möglichkeit, im Laufe ihrer Haftstrafe, täglich die ihnen anvertrauten Wildpferde unter Anleitung von erfahrenen Trainern auszubilden.. Ein Projekt mit einer win win Situation. Die Pferde werden über lange Zeit bestens ausgebildet und die Sträflinge erfahren zugleich eine Förderung ihres Sozialverhaltens – ein Mustang ist immer ehrlich. Erich Pröll hatte die Chance, zwei Tage lang uneingeschränkt mit der Kamera in diesem Gefängnis zu filmen, Interviews mit den Sträflingen zu führen und bei der Ausbildung der Mustangs dabeizusein.
Im November/Dezember war Erich Pröll wieder bei seinen drei Mustangs, um weiter zu üben. Ähnliche Spiele wie im Sommer, doch diesmal bei klirrender Kälte, bei Schnee und Eis. Schon im November lag Schnee in Wyoming. Die Pferde haben jederzeit die Möglichkeit, in einem Stall Unterschlupf zu suchen, doch sie gehen ganz selten hinein. Sie schlafen draußen im Schnee, spielen und tollen herum und haben einen dichten wolligen Pelz angelegt. Sie sind kerngesund. Dies wurde auch vom BLM bestätigt. In dieser Zeit war eine Kontrolle angesetzt und eine Mege Formulare wurden ausgefüllt. Die Hufe wurden genau kontrolliert, das Fell der Tiere, die Zähne, die Impfungen, der Gang uvm. Schließlich wurde die beste Haltung bestätigt und auch der perfekte Zustand der Pferde.
Im Frühjahr 2012 wurde es wieder spannend. Die Treffen mit den großen Horsemen, mit Pat Parelli, mit Monty Roberts und dem begnadeten Mustang-Trainer Steve Mantle waren geplant.
Der Besuch auf den Flag Is Up Farms, in Solvang, Californien, bei Monty und Pat Roberts verlief ganz anders als ursprünglich erwartet. Es war ein Interview – Treffen für zwei Stunden vereinbart und daraus wurden 3 Tage. Es ist meist so, die ganz Großen sind sehr oft die Nettesten und Unkompliziertesten. Monty Roberts ist einer davon. Nach der herzlichen Begrüßung in seinem Privathaus auf einer Anhöhe über der Pferde- und Ausbildungsanlage, führte Monty durch die Räume seines Hauses – durch den Saloon und zeigte Erinnerungsstücke aus 7 Lebensjahrzehnten mit Pferden. Er erzählte viel über seine Zeit als Jugendlicher und wie er mit seinem Bruder Wildpferde trainierte und wie er die Sprache der Pferde bei wilden Herden, draussen in der Prärie erlernte – bei den Mustangs – und wie anders diese Pferde reagieren, zum Unterschied zu domestizierten Pferden. Für Erich Pröll war es ein Highlight in seinem Leben mit Pferden, soviel Wissen zu erfahren. Monty Roberts zeigte seinen Umgang mit Rehen, die aus dem Wald nahe ans Haus kamen und das spannende Training mit seinen Pferden. Seine Frau Pat, eine excellente Reiterin und Künstlerin präsentierte ihre Bilder und die vielen prächtigen Pferde-Skulpturen die sie modelliert hat. Pat zeigte auch bei einem lokalen Reining-Turnier ihr Können und wurde überragende Siegerin. All diese Erlebnisse durfte Erich Pröll filmen.
Auf den Flag is Up Farms gab es schließlich auch ein Treffen mit einem großen Österreicher, der in Malibu, nördlich von Los Angeles lebt. Mit dem Musiker und Komponisten Peter Wolf und seiner Frau Lea. Peter, ein Freund von Erich Pröll war auch an den Ausbildungs-Methoden von Monty Roberts interessiert, hatte der doch selbst einmal Quarterhorses. Peter Wolf hat sich spontan bereit erklärt, für den Mustang-Film die Musik zu komponieren.
Zurück in Malibu hatte Erich Pröll die Möglichkeit, bei Peter Wolf zu wohnen und zu erleben, wie die ersten Musikstücke zum Mustang-Film entstanden. Sogar ein Titelsong war geplant. Lea begann den Text zu schreiben. Peter Wolf hat die Filmmusik für große Hollywood-Filme geschrieben –wie für Top Gun, Pretty Woman uvm. und arbeitet zur Zeit an weiteren Film Projekten. Er hatte auch 8 Nr.1 Hits in den USA. Seine Nachbarn sind Schauspielgrößen wie Brad Pitt und Angelina Joly, Pierce Brosnan, Jack Nicolson, Barbara Streisand oder Anthony Hopkins.
Ein weiterer Höhepunkt für Pröll war das Treffen mit Pat Parelli in Colorado. Pröll durfte bei einem Kurs für Veterinär-Mediziner mitmachen, den der Meister höchstpersönlich abhielt. Pat Parelli beeindruckte als hervorragender Pferdetrainer und als großartiger Erzähler, der die Teilnehmer begeisterte. Es ist eine Freude, den heiteren und hochkompetenten Ausführungen des großen Pat Parelli zu folgen. Auch die persönlichen Gespräche und Interviews waren für Erich Pröll ein besonderes Erlebnis.
In den Bergen von Colorado, westlich von Ft.Collins, gab es ein sehr interessantes Treffen. Hier hat eine beeindruckende Schweizerin ihr Haus in einer malerischen Landschaft. Die Jumbo-Jet-Pilotin Gabriele Moritz. Sie ist eine engagierte Kämpferin zum Erhalt der Wildpferde und sie besitzt selbst 7 Mustangs. Ihre Freundin ist Ginger Kathrin, die die preisgekrönte TV-Serie über den Mustang-Hengst Cloud gedreht hat. Gabriele konnte Erich Pröll viel Interessantes und Hintergründe über das Mustang-Projekt erzählen. Viel Glück hatte Gabriele Moritz bei den großen Waldbränden, der weite Gebiete und viele Häuser vernichtete. Ihr Haus blieb wied durch ein Wunder erhalten.
In La Barge, im Westen Wyomings, dort leben die drei jungen, von Erich Pröll adoptierten Mustangs schon fast ein Jahr auf der Ranch von Sam Housley. Sie haben sich gut entwickelt und das tägliche Training für die große Reise hat begonnen. Verladen in den Pferdetrailer war wichtig, doch die Drei aus der Wildnis reagieren außergewöhnlich. Wenn ihr Leittier – Erich Pröll das Zeichen gibt oder vorangeht, dann gibt es kein Zögern.
Ein großer Moment für Erich Pröll war die Überreichung der Zertifikate für seine Pferde. In Rock Springs, in einem der Wild Horse Centren des BLM (Bureau of Land Management), erhielt Pröll für jedes seiner drei Pferde das Zertifikat, das ihn zum Eigentümer macht. Erstmals steht lt. BLM nicht USA sondern Austria auf der Urkunde. Es war ein langer Weg mit umfangreicher Bürokratie, aber es ist schließlich gelungen. Erich Pröll war nun Besitzer von drei Mustangs. Damit die drei Pferde überhaupt das County, den Bezirk verlassen dürfen, bedarf es eines Brand-Inspektors. Zu viele Rinder und Pferde werden immer noch gestohlen und daher ist diese Bestätigung notwendig, damit der rechtmäßige Besitzer sie transportieren darf.
Schließlich kommt der Abschied von La Barge und die dreitägige Reise mit Übernachtungen führt durch Wyoming, durch Nebraska, Kansas, bis ins südliche Oklahoma zur Quarantäne-Station Nedpoint in Pauls Valley. Eine großzügige Anlage, die von der Holländerin Irmgard Geul aufgebaut wurde und von der Texanerin Katie Forest geleitet wird. Hier müssen die drei Mustangs ein Monat lang in Quarantäne bleiben. Sie haben die Tour äußerst gelassen ertragen, sie wurden nie nervös oder unwillig beim mehrmaligen täglichen Aus- und Einladen. Sie haben nie ausgekickt oder sich sonst irgendwie gesträubt.
Die Zeit der Quarantäne wurde bestens genützt. Nördlich von Cheyenne ist die Ranch des wohl erfahrendsten Mustang-Ausbilders – Steve Mantle. Erich Pröll hatte die Möglichkeit, sehr viel im Umgang mit Wildpferden zu lernen. Steve ist auf seiner Heimatranch mit 1.600 Pferden aufgewachsen, darunter 600 Mustangs. Er hatte als kleiner Junge schon täglich mit Pferden zu tun. Seit 20 Jahren trainiert er mit seinen Söhnen die frisch gefangenen Mustangs, macht sie halfterführig oder bildet sie nach der natural hosemenship Methode zu excellenten Reitpferden aus. Steve ist einer der ganz Großen in der gewaltfreien Pferdeausbildung.
Steve Mantle ist auch beeindruckt von den Mustangs auf einer Ranch im Nordosten von Wyoming. Am Fuße der malerischen Bighorn-Mountains liegt die 125.000 ha große Hideout Ranch. Eine Working Cow Ranch mit über 3000 Rindern und 80 Pferden, die auch Gästen zur Verfügung stehen. Das Besondere jedoch sind die Wildpferde, die hier sowohl von den Cowboys, als auch von Gästen geritten werden. Eine Gäste-Ranch mit Mustangs. Bestens ausgebildete Wildpferde, die ruhig und trittsicher sind. Der Chef der Guest-Ranch, Peter De Cabooter hat erkannt, wie wertvoll und großartig diese Pferde sind und er will dieses Mustang-Projekt weiter ausbauen und den Wildpferden auf seiner Ranch ein möglichst artgerechtes Leben ermöglichen.
Nach 30 Tagen Quarantäne beginnt die große Reise nach Europa für die drei jungen Mustangs – für den Hengst Rock und die Stuten River und Desert. Die Pferde werden gewaschen, die Hufe geschnitten und um 11 Uhr nachts beginnt die 7- stündige Fahrt nach Houston, Texas. In den über 20 Meter langen Truck werden die Mustangs problemlos verladen und es kommen noch neun weitere Pferde dazu – Quarter und Paint, die auch nach Europa fliegen. Irmgard Geul, die Nedpoint aufgebaut hat und zu den Top 100 in der Quarter-Zucht zählt, ist auch eine begnadete Künstlerin und sie hat für Erich Pröll noch ein Bild von seinen Mustangs gemalt und als Geschenk mitgegeben. Weder in der Quarantänestation, noch von der Fluglinie, die jährlich an die 12.000 Pferde transportiert, wurden jemals Wildpferde betreut bzw. geflogen. Eine neue Herausforderung – und es erfolgte alles in absoluter Ruhe und Gelassenheit.
Erich Pröll war Teil der Transport Crew und durfte seine und auch die anderen mitreisenden Pferde am Flug betreuen. Der Jumbo-Jet, eine Boing 747, voll besetzt mit Passagieren, die keine Ahnung hatten, dass im Gepäcksraum im hinteren Teil des Flugzeuges, 12 Pferde mitfliegen. Bei Start und Landung muss Erich Pröll bei den Pferden sein und alle zwei Stunden wird Wasser gereicht. Heu ist immer vorhanden. Beim Start waren die Mustangs total relaxed und während des 9 stündigen Fluges über den Atlantik nach Amsterdam war ihnen zum Gähnen langweilig. Ankunft in Amsterdam am frühen Morgen, Zollformalitäten und dann zwei Tage Rast und ausschlafen für Pferde und Begleiter im Horse-Hotel.
Kerstin Brein und Thomas Arthofer, die schon im letzten Sommer in Wyoming dabei waren, kamen mit dem Transporter und dann wurde die restliche Strecke mit den nötigen Rastpausen bewältigt. Schließlich die Ankunft in Goldwörth im oberösterreichischen Mühlviertel am Rande der Donau-Au.
Die große Weide wurde zuvor von den, seit vielen Jahren hier lebenden Quarter- und Painthorses abgegrast, damit nicht zu fettes Gras den Mustangs die Umstellung schwer macht. Jedoch hat das ungewohnte Grün unter den Hufen der Wildpferde bewirkt, dass sie herumtobten und Freudensprünge machten und ihrer unbändigen Lebenslust freien Lauf ließen. Ganz langsam, über Wochen, wurden sie von Heu auf Grünfutter auf der Weide umgestellt. Die notwendigen Impfungen und Untersuchungen durch den Tierarzt, das Chipen und die Hufpflege durch den Hufschmied wurden mit einer coolen Gelassenheit ertragen.
Erich Pröll übte mit ihnen im Round Pen die verschiedenen natural horsemenship Methoden, Decken und Saddle Pad auflegen, satteln und als große Herausforderung das Zudecken mit einer großen Plastikplane. Gemeinsames Baden im Seerosenteich war am Programm und ganz wichtig, beim Ausritt mit den Quarter und Paint – das Mitführen an der Leine.
Die Mustangs haben einen geräumigen Offenstall mit weicher Stroh-Einstreu. Sie benützen aber den Stall selten. Sogar bei Regen und Schneefall sind sie fast immer im Freien und meistens schlafen sie auch draussen. Am zugefrorenen Teich halten sie am Rand eine Stelle frei und schlagen mit den Hufen das Eis auf, um ans Wasser zu kommen, so wie sie es in der Wildnis gelernt haben.
Unterstützung bei der Ausbildung dieser großartigen Pferde aus Wyoming erfährt Erich Pröll von seinen Freunden – von Kerstin Brein, die ihre Pferdeshows in vielen Ländern Europas und bei der Appassionata präsentiert, von dem versierten Trainer Thomas Arthofer und von seinem langjährigen Freund Reinhard Mantler, der wohl zu den Besten in der horsemenship-Ausbilung in Europa zählt.
Erich Pröll ist fasziniert und begeistert von seinen drei Mustangs. Sie haben die Erwartungen an sie noch weit übertroffen.
Das Abenteuer Mustang ist bestens in Erfüllung gegangen und das hat offenbar auch das BLM in den USA beeindruckt. Wo wurde Erich Pröll wie ein amerikanischer Rancher registriert und hat nun die Möglichkeit, ohne bürokratische Hürden jedes Jahr 4 Mustangs aus der Wildnis zu erwerben.
Von Steve Mantle kam die Nachricht, dass zwei außerordentlich schöne und kluge Mustang-Stuten in Kürze versteigert werden, die bei ihm trainiert wurden. Erich Pröll flog nach Wyoming und konnte die beiden Pferde ersteigern. Viele andere wollten diese Pferde und so erreichte die Versteigerungssumme die höchste seit vielen Jahren.
Demi und Topaz kamen auf die Hideout Ranch für 1 ½ Jahre, wo sie in einer Herde von 80 anderen Pferden ein sehr freies Leben genießen konnten.
Bei Katie Forest in Texas, die inzwischen von Nedpoint in Oklahoma auf ihre eigene Ranch gewechselt ist und die Pferde – Transport und Quarantäne „Equiflight“ gegründet hat, waren Demi und Topaz 30 Tage in Quarantäne und dann folgte die Flugreise nach Amsterdam und schließlich die Fahrt nach Österreich.
Zuerst wurden die beiden Stuten noch in Texas von einem Hengst gedeckt. Demi hat nicht aufgenommen, aber Topaz wurde trächtig. Sehr spannend war die erste Begegnung mit der bestehenden kleinen Herde, wo bereits 2 Hengstfohlen – Cody und Jackson – beide am 11.Juni 2013 auf die Welt kamen. Rock, der Hengst und die Stuten mit ihren Fohlen staunten vor Aufregung über die Neuankömmlinge. Demi und als ihr „Schatten“ Topaz nahmen die Situation völlig gelassen, aber Rock tänzelte aufgeregt um die hübschen Pferde-Damen. Topaz, die ja trächtig war, versetzte Rock einen heftigen Hufabdruck auf seine Brust und dann kam Demi: Sie hat Rock gleich einmal über die Weide getrieben und ihn von allen Seiten verhauen – die Rangordnung war somit geklärt, Demi war die neue Chefin und bald darauf durfte Rock sie decken. Für Erich Pröll war diese eine ganz spannende Beobachtung, was sich in so einer kleinen Herde Mustangs abspielt.
In den letzten Jahren kamen einige Fohlen zur Welt. Völlig unkompliziert und auf der Weide im Herdenverband. Das Erstaunliche ist, dass niemals – weder ein erwachsenes Pferd, noch ein Fohlen auf einen Menschen ausgekickt hat. Auch alle Stuten haben es akzeptiert, dass Menschen die Jungen streicheln und mit ihnen spielen.
Die erwachsenen Pferde sind alle reitbar und sie haben sich sehr rasch und ohne buckeln an Sattel und Reiter gewöhnt. Sogar nach 2 Jahren Pause und freies Leben in seiner Herde, hat sich Rock, der Hengst, problemlos satteln und reiten lassen.
Es ist das eingetreten, das die Top-Pferdeleute vorhergesagt haben: „Wenn Du es richtig machst, hast Du einen Freund ein Pferdeleben lang“. Offenbar wurde das meiste „richtig“ gemacht: Pferde sehr gerne haben und so auch behandeln. Nicht Grobheiten oder hektische Reaktionen, nie ungerecht bestrafen und doch der Herdenboss sein, aber der freundliche mit klaren, bestimmten Signalen. So gelingen ungeahnte Möglichkeiten, denn mit diesen Wildpferden, die so klar im Kopf sind, kann man unglaublich schöne Erlebnisse haben.
Drei junge Hengste und eine Stute haben als 2-Jährige die Herde verlassen, wurden gekauft und sind nun auf anderen Weiden in Deutschland, im Burgenland und im Wienerwald. 2 junge Stuten kamen auf große Weiden nach Belgien. In den wilden Herden werden die meist 2-Jährigen auch aus der Herde ausgeschlossen und sie bilden dann eigene Band´s oder schließen sich anderen Herden an – denn in der freien Wildbahn gibt es keine Inzucht in den Pferdeherden.
Sollte jemand Interesse an einem jungen Mustang haben, so ist es schon möglich, eines dieser außergewöhnlichen Pferde zu erwerben. Jedoch nur, wenn gewährleistet ist, dass das Pferd genügend Auslauf hat und mit anderen Pferden kommunizieren und zusammenleben kann und nicht das Leben in „Einzelhaft“ verbringen muss.
Ein Fohlen kostet € 6.000,- und wenn es nach dem Kauf noch länger bei der Herde bleiben soll, ist mit € 150,- pro Monat als Einstellgebühr zu rechnen.
Die kleine Mustang-Herde lebt am Ausläufer des Böhmerwaldes im Gebiet des ehemaligen „Eisernen Vorhanges“ – heute im „Grünen Gürtel“. Das Hauptgebäude ist ein renoviertes, 150 Jahre altes mühlviertler Bauernhaus mit Offenstall und Unterständen inmitten von 30 Hektar Weiden und Wald. Die Teiche mit frischem Quellwasser werden eifrig zum Baden genützt. Sogar im Winter schlagen die Mustangs mit den Hufen das Eis auf und gehen ins Wasser.
Es sind erstaunliche, außergewöhnliche Pferde. Wenn sich unbekannte Personen auf die Weide wagen, braust der Hengst heran, schirmt seine Familie ab und stampft bedrohlich mit den Vorderhufen. Kommt Erich Pröll aus dem Versteck, ist die Situation sofort beruhigt und es kann sich jeder den Pferden nähern, sie streicheln und mit ihnen spielen. Das Vertrauen ist riesig, wenn sie merken, dass keine Gefahr droht.
Es sind ganz besondere Pferde mit einem ganz feinen Charakter und sie können ihrem Menschen eine sehr große Freude bereiten.