Das erste Fohlen von der Kiger Stute Donna ist am 6. September 2023 auf der Weide der Böhmerwald-Mustang-Ranch zur Welt gekommen. Sein Vater ist Rock der Mustang-Hengst aus Wyoming. Kurz nach der Geburt ist der Kleine schon mit Mutter Donna am Rande der kleinen Herde mitgestapft. Es war überhaupt kein Problem, ihn zu berühren und die Prägephase auf den Menschen war ganz einfach. Die Stute beschnupperte mich und während ich das Hengsterl streichelte, legte er sich auf der Wiese auf den Rücken, sodass ich seinen Bauch kraulen konnte. Der Kleine entwickelt sich prächtig und ist voll in die kleine Herde integriert.

 

Das Verhalten der Stute Donna, als sie im Mai 2022 in die Mustang-Herde integriert wurde, war erstaunlich. Die anderen Stuten hatten haten alle ein Fohlen und Donna wurde von ihnen attackiert und verjagt. Nur Rock, der Hengst umkreiste sie hoch erregt, doch er bekam von Donna nur Schläge und Tritte, wenn er ihr zu nahe kam. Die beiden, ein paar Monate alten Junghengste wurden auch sehr neugierig, entfernten sich von ihren Müttern und zeigten großes Interesse an der neuen Stute, Donna. Und jedes mal schossen die Mütter, allen voran die Leitstute Demi zu ihrem Sprössling und trieben sie wieder zurück, weg von Donna.

Nach einigen Tagen änderte sich die Situation und Donna ließ sich decken und von da an, wurde Rock den Hengst der Ihre. Er durfte sich anderen Stuten nicht mehr nähern, auch wenn sie rossig waren. Wenn er versuchte, eine andere Stute zu decken, sauste Donna dazwischen und trieb Rock vor sich her, weg von der Herde. Oft standen die beiden hunderte Meter abseits der Herde, alleine auf der Weide. Donna wurde immer wieder gedeckt, den ganzen Sommer lang und ich vermutete, dass sie nicht aufnahmefähig war. Noch Anfang Oktober 2022 konnte ich den Sprung beobachten. Spannend zu sehen war das Verhalten von Donna. Wie ein Liebespaar standen Rock und sie meist beisammen und Donna legte den Kopf über den Hals von Rock und zog ihn fortwährend zu sich herzu. Ein Verhalten, das ich vorher noch nie bemerken konnte.  Und am 6. September war es dann soweit, das Donna-Rock Fohlen war geboren.

An den ersten Tagen nach der Geburt durfte Rock sich nicht dem Fohlen nähern, nur die anderen Stuten wurden ausnahmsweise geduldet, Demi die Leitstute war sogar von Donna erwünscht und sie durfte regelmäßig den Kleinen beschnuppern. Von jetzt an hatte Rock kein einfaches Leben mit seinen Damen. Donna verjagte ihn vehement und auch die anderen Stuten mit ihren Fohlen legten die Ohren an, wenn er zu nahe kam. Seine Freunde waren nun die drei, ein halbes Jahr alten Fohlen vom Frühjahr. Sie stehen viel mit ihrem Vater zusammen und Rock genießt auch die gegenseitige Fellpflege.

Mitte Oktober 2023 besuchte Tomas Linden die Böhmerwald Ranch und konnte auch die Kiger Mustangs aus seiner Zucht erleben. Tom war sehr angetan von Blümchen und Rain und was die beiden alles gelernt und wie sie sich in den drei Jahren entwickelt haben. Besonders hat es ihn das erste Fohlen von Donna angetan.

Schon im Sommer begann ich mit den drei Frühjahrsfohlen, sie spielerisch mit Halfter und Führstrick bekanntzumachen, Jacke oder Sattelpad auf den Rücken zu legen, mit Plastiktüten zu rascheln, Planen am Boden aufzulegen….etc. Sie sind in diesem Alter extrem neugierig und das kann man sich zunutze machen. Dass sie an Jacken, Schuhen etc. herumknabbern, dass lasse ich gewähren – sie sind neugierig und wollen alles erforschen. Ihr Knabbern spüre ich auch manchmal auch an meiner Haut, nicht gerade angenehm, aber es gibt nie eine Bestrafung, sondern nur leichtes Wegschieben, ich will ihre Neugierde nicht unterbinden. Auch der große Horseman Tom Dorrance sagte: „Bitte nehmt den Fohlen nicht ihre Neugierde“.

Das machte sich kürzlich auch beim Hänger-Training bezahlt. Nach kurzem Zögern war der Forscherdrang so groß, dass sie sich abwechselten, wer nun in den Hänger einsteigen darf. Rock machte es ihnen vor, er lief gleich in den Hänger, als ich die Heckklappe öffnete, er hat sich gemerkt, dass es da drinnen einige gute Äpfel oder Karotten zu holen gibt.

Inzwischen ist der Jüngste komplett in die Herde integriert, spielt und rangelt mit seinen Geschwistern, saust mit ihnen im Höllentempo über die Weide und es ist wunderbar, diese kleine Herde Wildpferde, die Mustangs so glücklich zu sehen.

Meine Sorge gilt zunehmend der Gefahr von Wölfen für die Fohlen. Auf tschechischer Seite, zwischen den Bergkamm des Böhmerwaldes und dem Moldau-Stausee, liegt er Nationalpark Sumava. Weite Gebiete dürfen nicht einmal betreten werden und hier konnte sich die Natur unberührt entfalten. Aber auch die Population der Wölfe und es sollten sich schon einige Rudel entwickelt haben. Diese scheuen, schönen Tiere benötigen Nahrung und wenn sie nicht genug Wild erjagen können, dann kommen sie auch in die Nähe von Ortschaften, reißen Schafe und Ziegen. Ganz in der Nähe meiner Mustangs ist eine Gruppe Wölfe in die Gatter einer Herde von Mufflons und auch Damwild eingedrungen, haben einige Tiere getötet und die anderen sind geflüchtet. Meine Sorge ist, dass die Wölfe auch in die kleine Mustang-Herde eindringen. Der Hengst würde sicher einen einzelnen Wolf verjagen oder töten, aber wenn sich ein Rudel dieser schlauen Wölfe auf die Jagd nach den Fohlen macht, dann haben auch die Stuten oder der Hengst keine Chance mehr. Ich habe im Rahmen einer Natur-Doku, die ich im Norden Portugals gedreht habe erlebt, wie verwilderte Pferde, die Garanos – deren Population seit über hundert Jahren gleich geblieben ist – so um die eintausend Pferde – weil etwa ein Viertel der Fohlen den Wölfen zum Opfer fallen. Ich habe in den Bergen dieser Region jeden Morgen viele Wolfsspuren gesehen und auch Reste von Fohlen, die in der Nacht gerissen wurden. Und so regelt die Natur selbst das ideale Gleichgewicht. Alles Gut mit den Wölfen, aber sie sollen meine Fohlen in Ruhe lassen.

An den letzten Tagen habe ich versucht, ob Rock, und die anderen Stuten sich erinnern können, dass sie einmal gesattelt und auch geritten wurden. Bei Rock ist es über 5 Jahre her, dass ich mit ihm geritten bin und bei Demi und Topaz sind es schon 7 Jahre, dass sie keinen Sattel oder Reiter getragen haben. Das Satteln erfolgte so einfach, als ob ich es am Tag vorher gemacht hätte. Alles Weitere verlegte ich sicherheitshalber in den Corral.

 Es wurde keine große Sache, ich wollte nur wissen, ob sie mich auf ihrem Rücken weiter akzeptieren. Einige Runden Schritt, Trab und leichten Galopp. Ich hatte große Freude, es hat funktioniert. Manchmal etwas zögerlich, doch schnell waren wir uns einig und ich schaffte es, auch meine Kommandos und Wünsche an das Pferd weiterzugeben.

Eine Herausforderung war schließlich die Kiger-Mustang-Stute Donna. Sie war kaum angeritten, sechseinhalb Jahre alt und führte ihr Erstgeborenes, ein vier Wochen altes Hengsterl. Sattel auflegen sicherheitshalber im Corral und es funktioniere ohne Widerstand. Nachgurten auch kein Problem und dann im Kreis schicken. Die schwingenden Steigbügel verwirrten sie anfänglich, doch schnell wurden sie akzeptiert und Donna lief in Trab und Galopp, an ihrer Seite der Kleine. Stoppen kannte sie offenbar gar nicht und jedes Whow wurde ignoriert. Also in den Weg stellen und zum Abbremsen auffordern.

Unwahrscheinlich, wie rasch sie die Kommandos erfasste und sehr bald stoppte sie auch nach Aufforderung. Dann die Einladung zu mir zu kommen und viel loben und kraulen. Ich fühlte mich sehr wohl und glücklich und Donna ging mir mit dem Fohlen nach und stellte sich zu mir. Diese Situation ermutigte mich, in den Steigbügel zu steigen und mich über den Sattel zu lehnen. Alles ganz easy und so wagte ich es auch, mich in den Sattel zu setzen. Minutenlang blieben wir stehen, streicheln und loben und – ganz wichtig – still stehen. Es funktionierte und dann einige Runden im Schritt und auch im Trab. Ich war begeistert!